Bachelorarbeit

RÜ | THINK MATERIA

In Zusammenarbeit mit Stella Morgenstern | Betreuung: Prof. Jörn Walter & Giacomo Calandra di Roccolino | April 2022

Teilnahme AIV-Schinkel-Wettbewerb

Projektrahmen

Die Teilnahme am AIV Schinkelwettbewerb 2022 ist Grundpfeiler dieser Bachelorarbeit. Der Ideenwettbewerb wird jährlich vom Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg (AIV) ausgelobt und befasste sich 2022 mit den Themenschwerpunkten nachhaltiger Umnutzungen von industriellen Ressourcen sowie der Entwicklung neuer regionaler Identitäten und Visionen. Auslobung: AIV-Schinkel-Wettbewerb 2022. Die Teilnahme im Rahmen der Bachelorarbeit bot sich aufgrund des während des Studiums entwickelnden Interesses und der übereinstimmenden Abgabeleistungen an. Ziel der Arbeit ist es, ein zukunftsfähiges, wirtschaftlich tragfähiges Konzept und eine Vision für das Entwurfsgebiet zu entwickeln.

RÜ|DERSDORF

Intro

Die Gemeinde Rüdersdorf liegt etwa 30 km östlich von Berlin in Brandenburg. Sie gehört zum Landkreis Märkisches Oberland und ist Teil der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Die Identität von Rüdersdorf wird stark durch die Geomorphologie der Region und die damit verbundene Boden- und Rohstoffverarbeitung (Sande, Kies und Kalk) geprägt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts etablierte sich Rüdersdorf dadurch als “Baustofflieferant Berlins”.

 

Kulturhistorisch zeichnen sich in Rüdersdorf die Jahre nach der Wende sowie die Geschichte der DDR ab. Das Ortsbild wird von Einfamilienhäusern und alteingesessenen Kleingewerbebetrieben geprägt. Naturräumlich befindet sich Rüdersdorf inmitten der brandenburgischen Heide- und Müggelspree-Löcknitzer Seenlandschaft.

 

Das Entwurfsgebiet erstreckt sich zwischen dem Stienitzsee und Kalksteinbruch Rüdersdorf auf einer Halbinsel im Norden der Gemeinde. Die Bebauung konzentriert sich auf die östliche Hälfte der Halbinsel. Monumentale Fabrikgebäude mit Produktionshallen prägen die Bebauung. Die Schornsteine der ehemaligen Futterphosphatfabrik ragen als Relikte vergangener Zeiten bis zu 60 Meter in die Höhe und zeichnen sich zusammen mit den großen Lagerhallen in Form eines verlassenen Fabrikschlosses ab. Die imposante Wirkung der Strukturen wird durch den Kontrast zur benachbarten wilden postindustriellen Natur und den ruhigen Wasserläufen unterstrichen, wodurch ein faszinierendes Zusammenspiel von Landschaft, Wasser und Architektur entsteht.

© Stella Morgenstern © AIV Berlin-Brandenburg

RÜ|THINK

Konzept

Der Titel der Arbeit beschreibt den Ausgangspunkt für die Überlegungen und Inhalte des Konzepts. Das Entwurfsprojekt RÜ:THINK beschäftigt sich mit der Inwertsetzung der bestehenden regionalen Baustoff- und Industriekultur sowie der vorhandenen naturräumlichen Identität Rüdersdorfs. Dazu wird das verlassenen Fabrikschlosses umgedacht und -gebaut als Innovations- und Materialforschungszentrum. Ziel des Umbaus ist die Entwicklung eines deutschlandweiten Dialogs über die Weiterentwicklung von nachhaltigen Materialien und zukunftsorientierten Baustoffen sowie die Entwicklung regionaler, wirtschaftlicher Impulse. Das Konzept inkludiert Forschung, Gewerbetreibende und Anwohnende und schafft Orte für interdisziplinären Austausch, neue Netzwerke und innovative Ideen.

Lageplan Entwurfsgebiet 1:2000

Isometrische Darstellung Entwurfsgebiet

RÜ|STRUKTURE

Städtebauliche Prinzipien

Schwerpunkt der städtebaulichen Zielsetzung ist die Verknüpfung der Neuplanung mit den vorhandenen historischen Industriestrukturen. Es gilt, eine gemeinsame städtebaulich-architektonische, nutzungs- und funktionsbezogene, aber auch emotionale Identität zu schaffen, die den Anforderungen der heutigen Zeit adäquat begegnet. Damit die architektonisch wertvolle Komposition der Futterphosphatfabrik nicht verlorengeht, orientiert sich der Neubau an der strengen orthogonalen Ordnung der Bestandsgebäude. Unter der Beachtung der linearen Sichtachsen werden durch Nach-verdichtung im Gebiet die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Attraktoren und Großunternehmen geschaffen. Es entsteht ein Gesamtensemble, das durch Abwechslung geprägt ist und die regionalen Identitäten verbindet.

Gebäude

Orientierung an den klaren orthogonalen Raster der bestehenden Strukturen

Zugänge

Schaffung neuer, effizienter Wegeverbindungen und Zugänge

Topografie

Inselcharakter als Besonderheit des Ortes akzentuieren

Landschaft

Reaktivierung und Pflege der postindustriellen Natur- und Wasserlandschaften

Stadtbild

Gestaltung neuer Perspektiven und interessanter Sichtachsen im Gebiet

Architektur

Punktuelle Integration additiver Elemente und Gebäude

RÜ|CREATE

Konzept, Gestaltung und Entwurf im Detail

swipe and enjoy

RÜ|LIVE

Experimentelles Wohnen

Neben der Ansiedlung von Forschungsinstitutionen und Gewerbebetrieben steht ebenfalls die Schaffung von experimentellen Wohnflächen im Fokus des Entwurfs. Dazu werden die beiden lokal ansässigen Kooperationspartner:innen “Containermanufaktur” und “MobilRaum” im Planungs- und Bauprozess beteiligt und beauftragt. Diese ausgebauten Container werden im Entwurf additiv in bereits bestehende Gerüststrukturen gesetzt und zeigen auf, inwiefern bestehende Typologien neu interpretiert werden können.

Herleitung Addition Wohncontainer

RÜ|WORK

Nutzungsstruktur

Der Entwurf sieht ein Zusammenspiel unterschiedlicher Nutzungsformen vor. Es entstehen sowohl Räume für Wissenschaft, Forschung und Unternehmen der Bau- und Baustoffbranche als auch Flächen für Kleinhandwerksbetriebe, Kunstschaffende und Anwohnende. Dabei werden im Entwurfsgebiet Büroflächen, Wohnungen und Freizeitangebote neben Produktionshallen und Gewerbebetrieben koexistieren. Das Konzept sieht eine vielfältige Nutzung der Flächen vor, um einen möglichst breiten Austausch zu ermöglichen. Die vielfältige Akteurskonstellation bietet zudem die Chance, neue Arbeitsformen zu erforschen, branchenspezifische Netzwerke zu bilden und von Synergieeffekten zu profitieren.

Grundriss Mischerei (links) & T-Lagerhalle (rechts) 1:500

RÜ|VISION

Ausblick

Um eine langfristige Entwicklung des Gebiets zu garantieren, wurde eine Vision für Rüdersdorf entwickelt, die eine Erweiterung der Planung über die Grenzen des Entwurfgebietes vorsieht. Der angrenzende Kalksteinbruch wird infolge der Kriterien des Klima- und Umweltschutzgesetzes 2062 geschlossen und kann anschließend eine wertvolle Erweiterung des Landschaftskonzept darstellen. Bestehende Grünräume können durch Renaturierungsmaßnahmen miteinander verbunden und zu einem übergeordneten Netz heranwachsen. Das Konzept RÜ|THINK MATERIA stellt somit eine langfristige Entwicklungsperspektive für die Gemeinde Rüdersdorf dar.

Ausblick Umgestaltung Quartiersplatz

Scroll to Top